Newsletter #142: Politische Corporate Designs
Der Campaigning-Newsletter an diesem Montag unter anderem mit den neuen CDs der CDU und der Grünen, drastischen Spots aus den USA und Googles automatisierter Assetproduktion.
Guten Tag,
eigentlich wollte ich diese Woche ja die Wahlkampagnen aus Hessen vorstellen, aber dann hat die CDU sich mit der Vorstellung ihres neuen Corporate Design so dermaßen blamiert, dass ich es hier nicht ignorieren wollte. Kaum beachtet wurde, dass auch die Grünen fast zeitgleich ein neues Corporate Design präsentiert haben. Und sonst? Google startet mit der automatisierten Assetproduktion und Greenwashing soll verboten werden (nur wie?).
Wem der Newsletter gefällt: Ich freue mich über’s Weiterleiten und auf LinkedIn oder einer anderen Plattform der Wahl teilen. Mein wichtigstes Zwischenziel ist bald erreicht: Der Newsletter hat bald mehr Abonnent:innen als ich Twitter-Follower:innen (nicht, dass es unendlich viele wären).
Viel Spaß bei der montäglichen Lektüre!
Eine gute Woche
Nicolas Schwendemann
Wer den Newsletter weitergeleitet bekommen hat, kann direkt hier abonnieren.
Campaigning und Kommunikation.
Die CDU hat ein neues Corporate Design - und wir mussten es alle mitbekommen. Die Partei hat es geschafft, sich damit 1. wegen des falschen Reichstags im Video zu blamieren, 2. die innere Zerrissenheit sichtbar zu machen (durch die Drohung von Friedrich Merz ) und sich 3. durch die Anwendung von Hellblau als Marke endgültig in die Defensive zu begeben. Über die geringe handwerkliche Qualität wurde schon viel geschrieben. An der Art und Weise wann und wie neue Corporate Designs eingeführt werden, lässt sich viel über die innere Verfasstheit einer Organisation ablesen. Unter Merkel wurde die Marke CDU Stück für Stück modernisiert und in die Mitte geführt. Vom Schwarz hatte man sich bewusst verabschiedet und stattdessen auf Orange gesetzt, weil die Farbe versprach (durch Mafo getestet) in den Städten anschlussfähiger zu sein. Dass jetzt Hellblau als Markenfarbe eingeführt wird, ist aus Markenführungsperspektive sogar konsequent, zeigt aber eben damit, in welche Richtung Friedrich Merz die Marke CDU entwickeln will. Für Neupositionierungen braucht es symbolische Handlungen - die gemeinsame Verabschiedung eines Gesetzes mit der AfD in Thüringen war kein Zufall sondern Symbol für den Relaunch der CDU in Hellblau. Aber Marken, die ihren Challenger-Marken nacheifern, sind selten erfolgreich. Wer noch mehr lesen will: Hier gibt es Kommentare in der Zeit und in der SZ. Und hier einen Beitrag von Stefan Braun zur Zerrissenheit der Union.
Auch Bündnis 90/Die Grünen haben ihr Corporate Design überarbeitet - aber richtigerweise weniger lautstark darüber gesprochen. Das Ergebnis ist auch eher eine Harmonisierung bzw. ein Rebrush in Folge der letzten Bundestagswahl (das CD war zuletzt vor dem Bundestagswahlkampf 2017 aktualisiert worden) als eine komplette Überarbeitung. Die Farben sind deutlich gedeckter und dunkler geworden, die Serifenschriften ist komplett verschwunden. Das Design trägt der aktuellen Rolle als Regierungspartei Rechnung. So entwickelt man ein CD weiter und führt es erfolgreich ein.
Groenlinks sind in den Niederlanden im Wahlkampf eine Koalition mit den Sozialdemokraten eingegangen und unterstützen gemeinsam den bisherigen EU-Klimakomissar Frans Timmermans als Spitzenkandidaten. Die Kampagne dazu wurde jetzt vorgestellt und mehr Kontrast im Vergleich zum neuen Design der Grünen in Deutschland (siehe oben) geht kaum.
Greenwashing ist künftig verboten, dass sollen jedenfalls neue europäische Regeln für Werbung erwirken. Stelle mir die Umsetzung ziemlich kompliziert vor.
Die Mitte-Studie ist in neuer Auflage erschienen. Das Ergebnis: die Zustimmung zu rechtsextremen Positionen in Deutschland ist weiter gestiegen. Hier die Zusammenfassung.
Die Abtreibungsverbote in den USA werden immer extremer. Richtigerweise auch die Spots dagegen; auch dieser hier ist ziemlich drastisch.
Die Kampagne von Joe Biden plant sehr koordinierte Counter-Misinformation-Maßnahmen und hat dafür ein eigenes Team rund um Ex-White-House-Head-of-Digital Rob Flaherty gegründet.
Google hat jetzt den Rollout für automatisch erstellte Werbe-Assets gestart. These: Kunden mit großen Budgets werden auch weiter Kampagnen mit Agenturen planen und umsetzen, aber diejenigen mit geringen Budgets werden sich künftig zweimal überlegen, ob es sich lohnt, eine Agentur zu beauftragen.
Schön.
Nigel Slater schreibt seit 30 Jahren Rezepte für den Observer. Hier sind die zehn Besten.
+++ Den Newsletter weiterleiten und anderen eine Freude machen! +++
+++ Ich beantworte alle Mails, die mich von dieser Adresse erreichen. Also bei Fragen oder Anmerkungen einfach auf den Newsletter antworten +++